Startseite > Heroes of Literature > Wer Stoner liest, muss durch die Hölle gehen

Wer Stoner liest, muss durch die Hölle gehen

John Williams unter den besten Köpfen seiner Generation, das heißt, ihren Büchern

John Williams unter den besten Köpfen seiner Generation, das heißt: ihren Büchern

Stoner ist ein Roman von John Williams, der 1965 erschien, Schriftsteller und Leser angeblich faszinierte, um dann – mit 2000 verkauften Exemplaren – weitgehend unbekannt zu bleiben. Das Buch ist in Deutschland damals nicht erschienen. In den mir zur Verfügung stehenden Nachschlagewerken gibt es keinen John Edward Williams und keinen Roman, der Stoner heißt.

Williams ist 1922 geboren, im selben Jahr wie Grace Paley, William Gaddis und Jack Kerouac. Vielleicht hat er einen Mann wie William Stoner, seinen Protagonisten, an den Universitäten von Missouri oder Denver kennengelernt; vielleicht war er selbst so einer. Stoner. Ein Universitätsmensch, für den das Leben jene Härten bereithält, die zu ihm passen. Die er vielleicht verdient, weil er sich nicht wehrt. Und so einer war John Williams dann doch nicht. In William Stoner hat er eine Kunstfigur geschaffen, die in sich stimmt und gegen die der Autor auch nicht anschreiben kann. Der Sohn eines armen Farmer-Ehepaars in Missouri. So wie die Arbeit auf dem Land unerschöpflich ist und nie aufhört, so ist auch die Arbeitsfähigkeit der Landleute grenzenlos. Ohne Klagen wird diese Arbeit geleistet. Schon früh zeigt sich bei Stoner die gebeugte Gestalt seines Vaters, ein Resultat der verdammten Plackerei. Völlig überraschend schickt ihn der Vater an die Universität von Missouri-Columbia, um Landwirtschaft zu studieren und den Boden der heimischen Farm besser bearbeiten zu können. Er wohnt bei den Footes, Verwandten seiner Mutter und ebenfalls Farmer, die ihn für Kost und Logis gnadenlos ausbeuten und die Gelegenheit nutzen, sich auf die faule Haut zu legen. Aber wie gesagt: Die Arbeitsfähigkeit der Landjugend ist unbegrenzt, Stoner schafft auch noch das Pensum der Universität. Ach verdammt. Man denkt unwillkürlich an den Anton Reiser von Karl Philipp Moritz, dem ging’s beinah noch schlechter, aber das war im 18. Jahrhundert.

Mehr über Stoner vielleicht morgen an dieser Stelle

  1. Juli 29, 2014 um 10:40 pm

    Nicht vielleicht…bitte weiterschreiben, Herr Kopka!

  2. Juli 30, 2014 um 10:19 am

    Wie sagte man früher? Ihr Wunsch sei mir Befehl.

  1. No trackbacks yet.

Hinterlasse einen Kommentar