Archiv

Posts Tagged ‘Annalena Baerbock’

Nicht zu bremsen

IMG_0467

Die Wahl fällt schwer © FJK

Nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen sagte Verheugen auf offener Straße: Ich weiß nicht, was ihr alle habt. Für eine Frau macht Nancy Faeser ihren Job doch sehr gut. Ich sage, Eugen, du weißt nicht, was du sagst. Du könntest einen Shitstorm auslösen, wie es noch keinen gegeben hat. Ich bin nicht im Netz, sagte Verheugen. Mir kann nichts geschehen. Davon mal abgesehen, so spricht man einfach nicht über Frauen. So von oben herab. Wieso nicht? Ich habe sogar noch eine Einschränkung, sagte Verheugen. An Frau Baerbock reicht Nancy Faeser noch nicht ganz heran. Frau Faeser hat eben keine hundertköpfige Ankleideabteilung wie ihre Kollegin von den Grünen. Ich glaube, sie trägt teilweise sogar ihre Privatsachen. Das ist der Unterschied zwischen Innen und Außen. In New York muss man anders auftreten als in Wiesbaden. Eugen, sagte ich, ich denke, wir beenden dieses Gespräch. Es wird immer schlimmer.  

A Little Horror Press Review

Auch die BSR weiß nicht, wie es weitergeht
© FJK

Trotz alledem und alledem ist der Botschafter Andrij Melnyk ein Aufmerksamkeit verdienender Typ. Es geht um das Konzert, dass der Bundespräsident als ein Zeichen des Friedens mit russischen und ukrainischen Künstlern veranstaltete. „Darin liegt eine Provokation, die Sie nicht verstehen können”, sagt er dem FAZ-Interviewer Simon Strauß. „Und das kann ich auch nachvollziehen, denn Sie erleben diesen Krieg nicht mit eigener Haut.” Da trifft er ins Schwarze. Viele Leute bei uns gebärden sich so, als erlebten sie diesen Krieg mit eigener Haut. Auch wenn man dazu im Innersten bereit wäre: Es ist nicht möglich.

Spiegel online (Spon): Sie können in Deutschland schneller ein Bordell aufmachen als eine Frittenbude. (Dietmar Roller, NGO International Justice Mission IJM) Es ereignet sich, dass Menschenfänger auf den Bahnhöfen aufkreuzen, um ukrainische Frauen und ihre Töchter anzulocken, die zur Prostitution gezwungen werden sollen. Besonders attraktiv ist das kleine Privatbordell mit zwei bis drei Ukrainerinnen.

Die peinliche Asche-aufs-Haupt-Streuung hat nichts genützt. Die grüne Familienministerin Anne Spiegel ist zurückgetreten, auch wenn ihr Mann einen Schlaganfall hatte. Sie war deutlich überfordert und hat offenbar schlechte (oder böswillige) Berater.

Goldene Baerbock-Sätze: Niemand ist Russlands Hinterhof.

Eine gewisse Lisa Paus wird neue Familienministerin. Sieht auch sehr familienmäßig aus und christlich außerdem. Und das, obwohl die Kirchenmitglieder inzwischen und erstmals eine Minderheit in Deutschland sind.

Baerbocks leichte Sprache: „Wir sehen euch. Wir hören euch. Und wir haben eine Verantwortung dafür, dass dieser Hurrikan von Krisen irgendwie in den Griff bekommen wird.“

Habeck und Baerbock sollen laut Umfragen zur Zeit die beliebtesten Politiker in Deutschland sein. Ich kann nicht glauben, dass die Deutschen so blöd sind. Vielleicht ist es Masochismus. Da ist mir Anne Spiegel fast noch lieber. Sie wollte ja auch nur Karriere machen und deshalb nie nein sagen. „Ich will doch nur Karriere machen.”
Spon: Unfall auf A 31 bei Lathen: 5300 Hühner verbrennen in verunglücktem Lkw. Wie kann man den Spiegel-Leuten erklären, dass eine solche Überschrift in diesen Zeiten einer Selbstdemontage gleichkommt!

„Es ginge uns allen besser, wenn die Welt von Giraffen regiert würde!” Fran Lebowitz, FAZ-Magazin April, 2022

Spon: „Putin muss geglaubt haben, er könne mit dem Westen alles anstellen.”
Zunächst hat aber der Westen geglaubt, er könne mit den Russen alles anstellen. Nachdem die sich 1989 in historischen Dimensionen einsichtig gezeigt haben.

Wolfgang Höbel bei Spon: „Gerhard Schröder beweist, wie wichtig feministische Außenpolitik ist.” Und seine Kollegin Anna Clauß: »Schröders Beispiel zeigt, zu was für schlimmen Ergebnissen die alkoholgeschwängerte Politik-Kumpelei führt.« Männer, Alkohol, Politik – alles eins.

Man staunt über den alten Zausel (Gauland) von der AfD, was der für eine realistische Einschätzung zur Lage in der Ukraine abgibt, und man staunt auch über die Blauäugigkeit der Kommissions-Präsidentin und Ex-Verteidigungsministerin von der Leyen, deren Kinder, wie sie strahlend verrät, selbstverständlich nicht bei der Bundeswehr sind. Die Bundeswehr, Landesverteidigung etc. ist was für einfache Menschen.

Spon: Merz fährt im Schlafwagen nach Kiew / Strack-Zimmermann fordert Melnyk-Entschuldigung
Mit dem Schlafwagen in der Krieg. Das Schreckliche und das Lächerliche beieinand’.

„Brasilien, Russland, Indien und China galten lange als die Märkte der Zukunft. Was für ein Irrtum!”
„Nie wieder Krieg – dieses Mantra hat Deutschland seit 1945 vor allem auf sich selbst bezogen. Welch ein Irrtum.”
Zweimal in der FAS vom 1. Mai. Was für ein Irrtum scheint die Floskel der Stunde zu sein, noch mehr als das Wort von der Zeitenwende, aber eng damit verbunden. Soll heißen: Wir sind jetzt in der realen Realität angekommen, nicht mehr der eingebildeten Realität verhaftet. Wir von den Medien haben es ja schon immer gewusst, aber ihr gewöhnlichen Menschen, die ihr uns ja immer weniger kauft und zur Kenntnis nehmt, ihr habt euch Illusionen hingegeben. Der Satz der Stunde ist indessen der Aufschrei: Man weiß es nicht!!! Damit kann man sich gut von allen Alleswissern absetzen.

An der Front

Der nackte Mann fürchtet keinen Taschendieb – schwacher Trost. Hätte er wenigstens eine schusssichere Weste dabei!
© ADe

Anders als Kanzler Scholz (der es sich in Washington wohl sein lässt) geht Frau Baerbock mit Helm und schusssicherer Weste auch dahin, wo es weh tut: an die Frontlinie im ostukrainischen Konfliktgebiet, wo sie sich die militärische Lage erklären lässt (um Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen, sag ich mal.)
Trotz regnerischen Wetters verweilte unsere Außenministerin gut 40 Minuten an der Front. Es kam zu keinerlei Zwischenfällen, meldet ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa. Das kann nur damit zusammenhängen, dass die Anwesenheit der deutschen Außenministerin deeskalierend wirkte, vermuten wir. Damit haben wir ja nun ein Mittel zur Lösung dieses Konflikts und auch vieler anderer Konflikte in der Hand.

Neue Besen

Januar 28, 2022 2 Kommentare

Licht im Januar, Berlin Mitte
© FJK

Marco Buschmann ist der neue Bundesminister für Justiz, ein schöner gesamtdeutscher Name übrigens, der zu beiden Seiten der ehemaligen Zonengrenze geschätzt wird, man nennt ihn, Marco Buschmann, auch den Getreuen, weil er immer eng an der Seite des FDP-Chefs Lindner steht. Treue wird nicht immer belohnt und manchmal doch. „Buschmann will mehr Gestaltungsfreiheit bei Familiennamen”, lesen wir bei Spiegel online. Gestaltungsfreiheit in sprachlichen Angelegenheiten; wenn man das hört, ahnt man schon das Schlimmste. Allerdings gibt es wohl einige einschränkende Regelungen etwa bei Doppelnamen, aber ob man da mit Gestaltungsfreiheit etwas besser macht, ist die bange Frage. Es könnten einige Monstrositäten ins Haus stehen, aber davor fürchten wir uns erfahrungsgemäss nicht.
Neues Dauerthema bei Deutschlandfunk Kultur: der Parlamentspoet. Einige Länder leisten sich Parlamentspoeten, ohne dass man wüsste, was dabei herausspringt. Brauchen wir sowas nicht auch? Ständig werden nun Dichter und Politiker befragt. Sie stottern nur herum. Man käme der Antwort vielleicht näher, wenn man fragte: Welcher existierende Dichter käme dafür infrage? Wen können wir uns da vorstellen? Mir fällt im Moment niemand ein. Außerdem arbeiten die Politiker aus eigenem Antrieb an der Schönheit der Sprache: Außenministerin Baerbock sagte in Brüssel, „dass der härteste Knüppel nicht immer das intelligenteste Schwert” sei. Von Knüppeln, Schwerter und Metaphern scheint sie nicht viel zu verstehen. Aber wovon versteht sie etwas? Vom Völkerrecht. Sie hat es selbst gesagt.

Dieser (Fest-)Tage

Weihnachten im Forum Center
© FJK

15 Grad minus am Morgen. Die Kirchenglocken läuten Sturm. Man muss sich wieder bemerkbar machen. Wir müssen jetzt mit dem Tod von Bischof Tutu leben, mindestens zwei Tage lang. Den ersten Tag in Radio und TV, den zweiten bei Print. FAZ: Putin erlaubt sich, zurück zu drohen. Blazer für Politikerinnen. „Angela Merkel kultivierte diesen Look. Der Merkel-Look hatte seine Vorzüge. Er zitierte in einer Männerwelt die Anzüge der Herren und distanzierte sich farblich sogleich von ihnen … Angela Merkel war in dieser Hinsicht parteiübergreifend eine Art Stilvorbild.” Jennifer Wiebking in der FAZ. Ich gebe zu, dass ich das nie so gesehen habe. Ich sah darin nicht mal so was wie Stil. Wechsel im Außenamt: Vom Heiko-Maaß-Anzug zum Baerbock-Plisseeröckchen. Spiegel online: Haben die Grünen ein Steinmeier-Problem? Das haben sie nicht allein, kann ich nur sagen. Zunehmend treten bei Jauch Kinderreiche auf, die das Geld dringend brauchen, und zwar mehr als 16000 €. Sie benötigen alle Joker und fordern ihr Glück mehr als einmal heraus. Das kann nur selten gut gehen. Der übereifrige Moderator M. mit der vorbildlichen Gender-Pause. Das Gendern macht die Leute noch total verrückt: „Qualität hat seinen Preis”, lautet eine Bildunterschrift im Wirtschaftsteil der FAZ. Das Qualität? Oder wessen Preis ist gemeint?

Interregnum

Über dem Kino muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …
© FJK

Zweite Amtszeit. Don’t do it again, Frank Walter. Du bist durch viele Länder gegangen und hast Buße getan für unsere Vorfahren. Hast Reue gezeigt und dich überall entschuldigt, ich glaube nicht, dass du was vergessen hast. Hast uns getröstet (auch wenn wir keinen Trost brauchten), hast uns gesagt, wann wir feiern konnten und hast nicht im falschen Moment gelacht. Mehr kann ein Mensch nicht tun. Don’t do it again.

Armin Laschet, der standhafte kleine Zinnsoldat. Frau Baerbock im modischen Wickelkleid hat sich nach dem Desillusionierungs-Schock bei den allfälligen Pressekonferenzen wieder gefangen.

With a little help for the CDU: Figürlich wäre Staatsminister Helge Braun ein guter Nachfolger für Frau Merkel. Bundeskanzler geht ja nicht. Aber Nachnachfolger als Parteivorsitzender? Deutschland hat doch mit dieser Figürlichkeit gute Erfahrungen gemacht. Eine Mittigkeit, die den Eindruck erweckt, der Mensch könnte nicht fallen. Wie eine Kugel auch nicht fallen kann.

SPON: Nach ihrem Ausscheiden aus dem Kanzleramt soll Angela Merkel ein Büro mit neun Mitarbeitern erhalten – fast doppelt so viele wie vom Haushaltsauschuss gefordert. Am Dienstagabend hatte der Hauptausschuss des Bundestags beschlossen, dass Merkel nach ihrer Amtszeit ein Büro mit Büroleiter, stellvertretendem Büroleiter, zwei Fachreferenten, drei Sachbearbeitern und zwei Fahrern zugewiesen bekommt.
Ich habe mit empörten Leserbriefen gerechnet. Verschwendete Steuergelder und so weiter. Kam aber nichts. Ich mache geltend, dass Frau Merkel erschöpft ist und ziemlich statisch wirkt. Statt sich auszuruhen, soll sie nun jahrelang neun Leute beschäftigen, damit die sich nicht langweilen und herumlungern? Das find ich nicht gut. Ich meine, wenn wirklich etwas anfällt, ist doch der politische Apparat groß genug, um der Altkanzlerin diese oder jene helfende Hand zur Verfügung zu stellen. Die freuen sich auch über eine Abwechslung.

Ein Staat, der das Gesindel, das es überall gibt, nicht in den Griff bekommt, ist verachtenswert, zitiert Verheugen, ich weiß nicht mehr, wen. Er würde den Ungeimpften auch den Zugang zu Lebensmittelläden verwehren. Man muss durchgreifen. Sie könnten zu den christlichen Suppenküchen gehen, Wasser und Brot.

„Jetzt geht es im Klimaschutz ums Eingemachte. Solange die Grünen in der Opposition saßen, war es für sie einfach, mehr Ehrgeiz zu verlangen. Nun, wo sie in die Regierung wollen, müssen Taten folgen.”
Christian Geinitz, FAZ, 24. 11. 21

Noch ein Wort zur Wahl

Wenn man hier Herrn Laschet plakatiert hätte, es hätte anders kommen können
© FJK

Wir geduldiges Wahlvolk

Spannung lag in der Luft

Wir armen Hansa-Rostock-Schweine waren übellaunig, weil wir 0:2 gegen Simon Terodde verloren hatten. Der alte Terodde! Uns aus seiner Union-Zeit noch bestens bekannt. Wie der noch mit dem Kopf blitzschnell bis fast zur Grasnarbe runterkam und die Flanke ins Tor köpfte, unglaublich. Es sei ihm verziehen, zumal er sich nach dem Spiel sehr anerkennend über unsere Leistung äußerte. Und dann der Wahltag. Unsere Nachbarn waren unverrichteter Dinge vom Wahllokal zurückgekehrt, weil die Schlange der Wahlwilligen einfach zu lang war; sie wollten es später noch mal versuchen. Wir warfen noch einen Blick auf den einsamen Wahlkämpfer in unserer Straße, ein Mann, allein auf weiter Flur, ohne Gegnerschaft, das war ja irgendwie auch ein Symbol für diesen, wir sagen mal, Parallelwahlkampf. Unser Wahllokal, dieses Mal nicht in einer Kita, sondern im Kreativschulzentrum. Wir stellten uns ans Ende der beträchtlichen Schlange, erfuhren aber durch Zufall, dass wir, vom Wahllokal 629, gleich auf den Schulhof gehen konnten und uns an einer minder langen Schlange positionieren durften, die sich allerdings auch nur träge vorwärts bewegte; kein Wunder, wenn der Wähler sechs Kreuze anzubringen hat und die Wahllokal-Belegschaft aus Azubis besteht; junge Menschen, die immer etwas langsamer sind als die alten, weil ihnen noch die Routine fehlt, zum Glück, denn nach der Last der Merkel-Jahre wollen wir uns nun doch wenigstens zum Teil von eingeübten Handlungen lösen.
Am Nachmittag saßen wir mit Gästen im Garten. Jeder hatte was zu essen oder Bier mitgebracht, und jeder stellte fest, dass sich seine Spannung in Grenzen hielt. Um sechs sahen wir uns die Hochrechnung an. Herr Laschet hatte noch einen schönen Endspurt hingelegt und lag Kopf an Kopf mit Herrn Scholz, was ihn aber nicht davon abgehalten hatte, seinen Wahlzettel offen, also falsch, in die Urne zu stecken. Man konnte das aber noch mal durchgehen lassen. Frau Baerbock blieb unter ihren Erwartungen, was wohl in ihrem eigenen Interesse war, sie ist vielleicht nicht zu jung, aber doch zu kindlich, warum soll sie mit all ihrem Selbstbewusstsein vor der Zeit verbrannt werden. Herr Laschet liegt nun also 1,6 Prozentpunkte hinter Herrn Scholz und meint, dass Herr Scholz deshalb nicht Sieger und er nicht Verlierer genannt werden kann. Man hat ihn auf den Sport verwiesen. Dort liegt einer eine Hundertstelsekunde vorn und ist der Sieger. Eindeutig. Sonst kann man ja gleich aufhören zu zählen und zu messen.

Abstürzende Mundwinkel

Armin in der Friedrichstraße. Abstürzende Mundwinkel dringend gesucht.
© FJK

Die heiße Phase des Wahlkampfs hat begonnen. Das hat auch Armin Laschet bemerkt. Er ist bereit zu kämpfen. Auch wenn er zum Kampf nicht geboren ist. Sein Plakat deutet an, dass er eigentlich nicht mehr weiß, was er für ein Gesicht schneiden soll, nachdem er einmal an der falschen Stelle gelacht hat. Wir brauchen mehr Politiker, die a priori hängende Mundwinkel haben; die passen eigentlich immer. Frau Merkel verlieren wir ja jetzt. Aber Pastor Steinmeier verfügt auch über diese Mundwinkel. Aber sonst? Auf das Gesicht von Annalena Baerbock konnten wir uns noch keine Reim machen. Es ist auf Grund ihrer Jugendlichkeit noch unfertig. Und Olaf Scholz, ja, Olaf Scholz, er wird sich ein leises Lächeln nie versagen können. Was schätzen wir Deutschen so an den abstürzenden Mundwinkeln? Welche Haltung bringen sie zum Ausdruck? Wieso schaffen sie Vertrauen und Prozentpunkte bei Wahlen? Das alles muss noch erforscht werden. Wir wollen jedenfalls keine Frohnatur an der Spitze der Republik. Die abstürzenden Mundwinkel zeigen, dass der Mensch durch manches Tal gegangen ist und weitere Abgründe kennt, aber nicht verzagt. Es ist auch ein Talent, diese Mundwinkel zu haben. Sie künstlich zu erzeugen oder sich gar zum Traurigkeits-Chirurgen zu begeben, das wäre ein Schuss, der nach hinten losgeht. Der Laschet Armin erinnert mich immer mehr an den Schulz Martin. Der war auch zu lustig.

Unsere Kandidaten riechen schon den Braten

Die alten Gleise werden demontiert. Frau Baerbock steht für Erneuerung. Für den Status quo stehen andere.
© FJK

Heute morgen wurde ich von Olaf Scholz geweckt. Seine Stimme kam aus einem ziemlich halligen Raum, der Kanzlerkandidat war so hochmotiviert wie unkonzentriert und fand, dass wir (also er) wieder mal alles richtig gemacht haben.
Wir haben in diesen Tagen überhaupt hauptsächlich mit Kanzlerkandidaten zu tun. Dazu müssen wir auch mal ein paar Worte sagen. Wir haben es geahnt, dass der Habeck ganz ein Kavalier der alten Schule ist. Ein Softie. Ein bisschen norddeutsches Phlegma ist auch dabei. Die Grünen werden ja nun in den Himmel gehoben, weil ihre Kandidatenkür so harmonisch und streitlos verlief im Gegensatz zu den Unionsparteien. Aber wir würden schon gern erfahren, wie Annalena den Robert in diesem romantischen Zweipersonenstück davon überzeugt hat, dass sie die Bessere ist. Wollen nicht hoffen, dass sie ihn einfach nur um den Finger gewickelt hat. Habeck sprach Tage später davon, dass dies die schmerzhafteste Erfahrung seiner politischen Laufbahn gewesen sei. Ja. Gut. Mag sein. Leid tut er uns trotzdem nicht. Er erhebe jetzt Anspruch auf ein Ministeramt. Wir finden, er sollte mal eine Weile gar keine Ansprüche erheben. Für den Posten des Verteidigungsministers bietet sich etwa Katrin Göring-Eckardt an. Wir haben in diesem Amt schon eine gute Tradition ungedienter weiblicher Kader. Göring-Eckardt könnte vollenden, was von der Leyen und Kramp-Karrenbauer bereits geleistet haben.
Die Berliner Zeitung weiß, dass wohl kaum jemand den Zeitgeist so verkörpere wie Annalena Baerbock: „jung, weiblich, kleine Kinder”. Danke für diese Info, ihr Flachzangen. Was fangen wir politisch mit diesem Zeitgeist an? Frau Baerbock erinnert mich an eine Mitschülerin aus der Oberschule. Der schrieb unser Deutschlehrer ins Zeugnis: Sie kann gut auswendig lernen. Damit verkörperte diese Schülerin damals auch den Zeitgeist. Eine Parteischranze der Grünen sagte, dass Baerbock neben allem anderen auch noch megatoll aussieht. Man hat uns doch eingeschärft, dass man Frauen nicht nach dem Aussehen beurteilen soll! Das ist uns doch ausdrücklich verboten worden. Was uns an Frau Baerbock höchstens stören könnte, ist dieses Sekundenlächeln. Muss man mal darauf achten.
Um aber beim Aussehen zu bleiben: Armin Laschet, der Kandidat der Unionsparteien, sieht für uns aus wie ein gemütlicher Familienmensch. Es fällt ihm schwer, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, aber er kann das. Hier haben wir auch die Erklärung für seine schlechten Umfragewerte. Ein Familienvater strampelt sich in aller Stille ab für die Seinen, aber er kriegt’s von allen Seiten; von seiner Frau, von seinen Kindern und auch im Job. Alles, was er leistet, ist selbstverständlich; was er hingegen nicht schafft, zeigt seine Unfähigkeit.
Eines ist sicher: Wenn Baerbock und Laschet das neue bundesdeutsche Führungsteam bilden werden, spräche das auf jeden Fall für eine neue deutschen Bescheidenheit. Und wenn wir dann mal Muskeln zeigen müssen als Bundesrepublik, dann staucht Baerbock die Russen zusammen. Aber so richtig. Nichts da mit Nordstream 2. Die können ihre Rohre wieder zusammenpacken. Wir brauchen das Erdgas nicht. Wir haben so viel Sonne. Und so viel Wind.