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Posts Tagged ‘Bayer Leverkusen’

Glanz und Elend im Fußballgeschäft

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Zwischen Erdwällen und Bierduschen. Der Weg zur Alten Försterei.

© FJK

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Ein Leergut-King

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Vor dem Spiel: Essen, Trinken, Fachsimpeln, Life and Lost in Community

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Die Tribüne performt

Wenn wir ein Ticket ergattern, gehen wir armen Hansa-Rostock-Schweine gern mal zu Union; das ist der Verein vor der Haustür. Und als wir aufbrechen, hat Kai Pröger auf dem Betze gerade das 1:0 für uns arme, abstiegsbedrohte Hansa-Rostock-Schweine geschossen; oh, wenn wir das durchbringen könnten! 

Bahnhof Köpenick warten die Programmverkäufer und die Ärmsten, die noch um eine Karte betteln müssen. Am Bahndamm wird im großen Stil gebaut. Man muss, vorbei an der Tanke, den jenseitigen Bürgersteig nehmen, eingenebelt von Bier und Bratwurstduft. Am Nadelöhr beim Einbiegen in die Hämmerlingstraße wird’s schwer. Die Straße ausgeschachtet, nur eine schmale Schneise zur Alten Försterei. Was habt ihr hier nur immer gegen die Unioner! Durch das Wäldchen, in dem sich der Unioner vor und nach dem Spiel gründlich ausschifft, zum Tribüneneingang. Wir werden abgetastet, haben keine Waffen und keine Schnapsflaschen dabei, setzen uns mit einem Becher Berliner Pilsner auf die Holzbank und sehen, dass wir das 1:0 gegen Kaiserslautern durchgebracht haben, was soll jetzt noch schiefgehen an diesem Fußballsamstag. Während wir im Abstiegskampf stecken, plaudern entspannte Union-Fans neben uns über die  Champions League. Vor RB Leipzig brauchen wir eigentlich keine Angst zu haben. 

Union ist das rotweiße Wunder aus dem Osten. Es sieht aus wie in einem Wirtschaftsunternehmen, bei dem grad alles passt. Alle da: Unversehrte und Versehrte, Alte und Junge, Biedere und Schlaue, Männer und Frauen, Abenteurer und Bürohengste, Fangruppen, Familien, Einzelkämpfer. Die Erfolgswelle des Clubs hat die Aggression weggeschwemmt. Das Stadion ist immer ausverkauft, der Rasen märchenhaft grün, die Spruchbänder akkurat, der Stadionsprecher eloquent und familiär, der Trainer ein diskretes Genie, die Gesänge voll Power, die Mannschaft ist sich ihrer Geschlossenheit bewusst. Man kann den Erfolg mit Händen und allen Sinnen greifen. 

Und auch die Mannschaft der Stunde, Bayer Leverkusen, ist nicht in der Lage, Union zu besiegen. Union hat sogar ein Chancenplus, aber auch Bayer ist ein paar Mal gefährlich vor Rönnows Kasten. Sheraldo Becker bricht mit seiner Schnelligkeit ein paar Mal durch, aber in der Mitte rutschen sie leider am Ball vorbei. Auf  der anderen Seite hat Moussa Diaby einen gebrauchten Tag erwischt, stolpert über den Ball, rutscht aus, bleibt liegen, trifft die Kugel mit dem Schnürsenkel. Und Florian Wirtz, das große Talent des Bayer-Teams! Seine Ideen kommen oft aus der Unsichtbarkeit, aber die Unioner wissen, mit wem sie es zu tun haben und fangen die Steckpässe ab. Über das 0:0 kann letztlich keiner böse, schon gar keiner verzweifelt sein. 

Neben mir sitzt ein dicker Mann mit ausgebreiteten Beinen und e-Lulle, ich kriege die Dämpfe und die Körperfülle ab, sage aber nichts, man soll beim Fußball nicht zimperlich sein. Vorn rechts springt einer auf, schreit Eisern Union und reißt den Arm in die Höhe, er versucht, die ganze Tribüne mitzureißen, will aber nicht gelingen. Vorn links wiederum sitzt der Choleriker vom Dienst. Springt auf, nimmt zornbebend den Schiedsrichter ins Gebet, setzt sich wieder und wartet auf die nächsten Chance.

Am Ende quälen wir uns wieder durch das Nadelöhr, einige balancieren auf dem Eisenträger über der Ausschachtung. Die Jungen können nicht aufhören zu singen, immer noch ist Torsten Mattuschka („Tusche“) ihr Held, den sie vielleicht gar nicht mit eigenen Augen gesehen haben; so lange ist das her. Die nächste S-Bahn fällt aus. Typisch BVG. Die nächste platzt aus allen Nähten. Man kommt nur mit Mühe und Gewaltbereitschaft rein und noch schwerer wieder raus. In der Nähe steht einer, der jeden Moment kotzen könnte. Ein Fußballspiel ist immer anstrengend, besonders für den Fan. Das wird zu selten gewürdigt.

Positives Denken

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Unser Mittelstürmer (im karierten Hemd) muss sich noch umziehen. Er spricht vor Spielbeginn gern noch mit den Fans

© FJK

Wir armen Hansa-Rostock-Schweine sind Meister des positiven Denkens. Zwar sind wir jetzt auf einem direkten Abstiegsplatz gelandet, aber zwei Tore in einem Spiel zu schießen – wann ist uns das zum letzten Mal gelungen! Wir sind doch die Mannschaft, die keine Tore schießt. Diesen inoffiziellen Titel macht uns keiner streitig. In dieser Hinsicht haben die andern Teams anscheinend keinen Ehrgeiz. Nun. Der Trainer muss gehen. Er ist zwar noch nicht lange da, er hat auch gerade noch gesagt, dass seine Spieler gierig auf Erfolg sind, aber das konnten sie gut verbergen. Er, der Trainer, wurde auch nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Er kam eben von unten, hatte zwar eine gute Performance, aber keine Erfolge. Wir armen Hansa-Rostock-Schweine sagen immer: Vorsicht bei Trainern, die rhetorisch begabt sind. Das Musterbeispiel ist Florian Kohfeldt. Der hatte in jeder Lage die besten Argumente und alle Leute in einer Weise besoffen gequatscht, dass der Sieg im nächsten Spiel geradezu unvermeidlich schien. Nun müssen wir weiter sehen. Wenn wir weiterhin keine Tore schießen, werden wir in einer Liga landen, wo das möglich ist. Das ist doch ein guter Trost. 

Obwohl wir auf uns und unser Schicksal fixiert sind, haben wir doch mitbekommen, dass der BVB plötzlich Tabellenführer ist. Bayer Leverkusen mit einem Sieg gegen Bayern München hat’s möglich gemacht. Der hier immer gern als Skandalschiedsrichter bezeichnete Tobias Stieler vergisst zwei Mal, dass es den VAR gibt und zeigt dem Leverkusener Stürmer Adli die Gelbe Karte wegen Elfmeterschinderei. Es sind aber keine Schwalben des Leverkuseners, sondern echte Fouls der Münchner Verteidiger und damit Elfmeter. 2:1 für Leverkusen. Stieler bevorzugte anschließend die Flucht nach vorn und sagte, dass der VAR sein Lebensretter war und auch das Spiel gerettet hat. Scheint Humor zu haben. Dass ihm zwei Mal das gleiche Missgeschick passiert, spricht allerdings dafür, dass es den typischen Bayern-Blick gibt. Fouls begehen immer die anderen. Falls sich das jetzt ändert, sei dem VAR vieles verziehen.

Tuchels Defizite

Wir verlangen von einem Trainer, dass er auch noch ein guter Verlierer ist. Das entnehme ich der FAZ, dem Kicker undsoweiter. Sie schätzen den Trainer, der dem siegreichen Team eine hervorragende Leistung bescheinigt und dem Trainerkollegen sportlich fair zum Sieg gratuliert, was immer in den neunzig Minuten zuvor auch passiert sein mag. Sie wollen den sogenannten Gentleman-Trainer. Den vorbildlichen deutschen Sportsmann vom Scheitel bis zur Sohle. José Mourinho verachten sie, und Pep Guardiola war ihnen ein bisschen unheimlich. Und jetzt versuchen sie, Thomas Tuchel zu erziehen. Thomas Tuchel hat gerade mit dem BVB bei Bayer Leverkusen verloren, ausgerechnet, nachdem Bayern München gegen Köln Punkte liegen ließ, und Tuchel wollte absolut nicht einsehen, dass die Leverkusener besser waren und dass man ein faires Spiel gesehen hatte. Er schob die Niederlage auf die harte Gangart der Leverkusener, auf die Menge taktischer Fouls, die das schnelle Dortmunder Spiel zerstörten. Alarmiert kramt die FAZ die wenigen Niederlagen des Tuchel-Teams heraus und stellt fest, dass Tuchel den siegreichen Gegner nie gelobt hat und immer fadenscheinige Gründe für den Sieg der anderen anführte. Die Fouls des Gegners. Der miserable Platz. Der eigene, fahnenflüchtige Mitspieler. „In der Fußballwelt von Tuchel kann nicht sein, was nicht sein darf.” Nie lobt er den siegreichen Gegner.

Wir verstehen: Unsere Sportjournalisten haben auch eine Verantwortung als moralische Instanzen. Sie wollen die Trainer erziehen. Die sollen nicht nur noble Sieger, sondern auch gute Verlierer sein. Und irgendwann werden sie, die Sportjournalisten, dann wieder beklagen, dass es bei uns im Fußball keine echten Typen, keine Charaktere mit Ecken und Kanten gibt. Nur eben brave Gentleman-Trainer.

Ich allerdings finde es richtig, wenn der Trainer den Grund für die Niederlage nicht in der Klasse des Gegners sucht, sondern nach Ursachen forscht, die er selbst abstellen kann. Und wenn man ihm den Frust über eine Niederlage anmerkt.

Tuchels Defizite? Ich seh keine.

Welches Prinzip ist mächtiger?

In der Fußball-Bundesliga obwalten durchgängig zwei Prinzipien. Das eine: Wenn du erstmal unten stehst in der Tabelle, dann bist du immer in der Arsch gekniffen. Und das andere: alles zu Gunsten von Bayern München. Welches Prinzip ist mächtiger? Das müsste sich herausstellen, wenn beide Szenarien aufeinander treffen. Wie gestern: Bayer Leverkusen, Tabellenzweiter und im Moment einziger ernsthafter Verfolger von Bayern München, spielt gegen Eintracht Frankfurt, die nach einer herausragenden Vorsaison im Tabellenkeller gelandet sind und sich einfach nicht befreien können. Normalerweise gewinnt das Bayer Leverkusen glatt. Die haben die torgefährlichen Offensivkräfte, haben das Achtelfinale der Championsleague erreicht und schwimmen auf einer Erfolgswelle. Aber das würde ja heißen, dass Prinzip 1 (Wenn du unten stehst … ) mächtiger ist als Prinzip 2 (alles zu Gunsten von Bayern München). Und da das nicht sein kann, gewinnt also die Frankfurter Eintracht durch einen ganz einfachen Spielzug (Flanke Jung von rechts außen, in der Mitte überspringt Russ Verteidiger Wollscheid, Kopfball, Tor) mit 1:0. Alles Bemühen der Leverkusener, wenigstens auszugleichen, scheitert letztlich am Frankfurter Torwart Trapp. Prinzip 2 hat wieder mal gesiegt. Bayern München enteilt, hat jetzt schon sieben Punkte Vorsprung, die Meisterschaft droht, langweilig zu werden, wenn sie es nicht schon ist. Der Fußballgott will es so. Der Fußballgott, den es eigentlich nicht gibt. Denn das sagte Landesbischof Ralf Meister einst in der FAS: „Es wird vom Fußballgott und ähnlichen Gestalten geredet – aber das hat doch mit Gott nichts zu tun! Der sogenannte Fußballgott besteht aus unseren Wünschen und Sehnsüchten und allem, was uns sonst noch einfällt. Echte Frömmigkeit greift nach etwas vollständig anderem.”

Dann wird es wohl das Schicksal sein, das da die Fäden zieht.

 

Es kam, wie es kommen musste

Der BVB bestürmt das Gladbacher Tor. Trifft aber nicht. Das ist das spanische Spiel, Ballbesitz, Zauberfußball und brotlose Kunst, weil man nicht das Tor oder nur den Torwart trifft. Und kurz vor Schluss gibt’s den Elfer für Gladbach und die rote Karte gegen Hummels. Das unterlegene Team gewinnt 2:0.

Bayern macht es auch nicht viel besser. Spielt ebenfalls spanisch, schießt nach vielen Chancen ein Tor, frisst aber postwendend das Gegentor (gegen Leverkusen). Am Ende steht es 1:1.

Ein Ergebnis wie ein Witz, lesen wir. Oder zum BVB: wie im falschen Film. Nicht dem Mutigen gehört die Welt, sondern dem Defensiven.

Gerade noch haben wir gelesen, dass die Bayern Europa eine Lehrstunde erteilt haben. Das ist ein ziemlich unverfrorenes Urteil. Sie haben mit ihrem tollen Spiel bestenfalls Manchester City eine Lehrstunde erteilt.

Wenn wir tatsächlich davon ausgehen, dass es ihn gibt, den Fußballgott – was will er uns mit solchen absurden Spielverläufen und Ergebnissen mitteilen?

Ich weiß im Moment nur eines: Fußball ist für Akteure und Fans eine Einübung in Demut. Und auch der Größte muss daran denken, dass Hochmut vor dem Fall kommt. Und damit leistet der Fußball eine für die modernen Gesellschaften unverzichtbare Arbeit. Er erteilt eine Lehrstunde – uns allen.   

Der Klassenbeste

Bayer Leverkusen ist die Mannschaft der Stunde (merkt bloß keiner), Bayern München ist die Mannschaft des Halbjahrs, ach, sagen wir doch, die Mannschaft des Jahrhunderts, schon, um Uli Hoeness nicht zu kränken und ihm Gelegenheit zu geben, bescheiden abzuwinken: Das Jahrhundert ist noch lang, aber wenn wir uns nicht selbst schlagen …

Immerhin: Leverkusen hat München besiegt, indem es, München, sich selbst besiegt hat, und den Bayern die ersten Punkte abgeknöpft. Leverkusen hat jetzt  auch Mainz geschlagen, obwohl der eingewechselte Simon Rolfes schon nach zwei Minuten mit Rot vom Platz musste und das Team den Vorsprung zu zehnt ins Ziel bringen musste.

Zweifellos ist Bayern München der Klassenbeste der Liga, der Musterschüler, er kriegt von zu Hause das größte Taschengeld und die besten Schulbrote, auf dem Zeugnis sind nur Einsen, seine Leistungen liegen weit über dem Niveau der anderen, er könnte eigentlich eine Klasse überspringen oder auch zwei, und der Klassenlehrer, Herr Jupp Heynckes, ein erfahrener Pädagoge mit viel Herz, sagt: Was wir geleistet haben, war allererste Sahne.  Wahrscheinlich glaubt er, das sei Jugendsprache.

Nun. Der Klassenbeste kann ja nichts dafür, dass er der Klassenbeste ist. Es sollte ihm aber gerade als Klassenbester ein Leichtes sein, den Mund nicht allzu vollzunehmen. Warum muss man, wenn man schon so gut ist, auch noch so aufschneiden?

Ein bemerkenswertes Statement gab Thomas Tuchel ab, dessen Team, Mainz 05, in Bremen gegen Werder verlor: „Das Ergebnis ist ein Witz. Wir waren in allen Bereichen besser.”  So drückt sich echter Ärger aus. Leute wie Tuchel und Klopp können sich noch artikulieren.

Die sich selbst besiegen

Oktober 30, 2012 1 Kommentar

Ist sicher Zufall, dass die Münchner Bayern, die sich anschickten, in kürzester Frist die deutsche Meisterschaft mit vollen Backen und ohne Punktverlust zu erringen, ihr erstes Bundesligaspiel verloren, nachdem Borussia Dortmund drei Tage zuvor Real Madrid besiegt hatte. Borussia Dortmund, ein Verein von nur regionaler Bedeutung, wie der dicke Uli vor lauter Ärger über die Dortmunder Erfolge in der nationalen Liga befand. Oder auch nicht Zufall – denn dass die Dortmunder nun auch international eine Größe geworden sind, könnte die Selbstgewissheit der Bayern schon erschüttert haben. Und wenn ich hier so unsachlich und unseriös vom dicken Uli spreche, dass ich mich vo mir selbst schämen muss, dann meine ich den Kummerspeck, den der Bayern-Präsident angesetzt hat. Er ärgert sich immer noch wie ein kleines Kind, wenn sein Verein nicht als der uneingeschränkt beste gilt. Es ist so lächerlich, und man möchte ihm helfen, einen Therapeuten empfehlen, aber was soll’s, er kann nicht aufhören, sich selbst als Abteilung Attacke zu sehen und überall reinzuquatschen. Nun verlieren sie also zu Hause gegen Bayer Leverkusen, und Hoeneß – als hätte er auf unseren Rat gehört – tut das beste, was er tun kann. Er schweigt. Seine Angestellten aber sind der Meinung, dass sie nicht gegen Bayer Leverkusen verloren haben, sondern gegen sich selbst. „Wir haben uns die Tore selbst reingehauen.” Man verliert halt immer noch lieber gegen sich selbst als gegen Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Hannover 96 oder Bate Borislav.

Die deutschen Medien haben das Kunststück fertiggebracht, die Bayern derart zu glorifizieren und im Umfeld eine Atmosphäre der Einschüchterung und Unterwürfigkeit zu entfalten, dass die anderen Teams gleichsam mit voller Hose gegen die Bayern antreten. Im vergangenen Jahr bewertete Bayer Leverkusen, noch unter Trainer Dutt, eine 0.3-Niederlage in München als Erfolg. Man hätte ja auch 0:10 untergehen können. Es passt zu den Deformationen der Bundesliga, wenn der Sieger jetzt glaubt, sich beim Verlierer entschuldigen zu müssen, wie das Leverkusens Sportchef Rudi Völler Tante-Käte-mäßig vorführte. „Das wird die Bayern nicht umwerfen… Für mich sind sie neben Barcelona eine der beiden besten Mannschaften Europas”, um anschließend zu prophezeien, dass diese beiden Teams „die Championsleague unter sich ausmachen können”. So arschkriecherisch das klingt, ist es doch auch ein herausragendes Beispiel für die Inhalt-Form-Dialektik. Dem semantischen Schwachsinn entspricht die Holprigkeit der Formulierung auf das glücklichste. Oder wollte Rudi Völler den Bayern Sand in die Augen streuen, damit sie sich in ihrer Selbstverliebtheit auch künftig selbst besiegen? Dann nehmen wir alles zurück und behaupten das Gegenteil.

 

Wo kommen die Ideen her

Fußball und Alkohol – keine gute Idee

Fußball und Alkohol – keine gute Idee

Es ist keine Frage, dass Ideen eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen, sie bringen Licht in den Alltag. Es ist aber sehr wohl eine Frage, wo die Ideen herkommen. Was tue ich, wenn ich keine Ideen oder Einfälle habe und täglich das Murmeltier grüßt.

Über die Herkunft der Ideen kann man viel bei Uli Hoeneß lernen, dem Präsidenten des Fußballclubs Bayern München. Als jetzt sein holländischer Stürmer Arjen Robben eine Torflaute hatte, kam Hoeneß auf die Idee, dass diese verursacht sei durch eine von den Medien veranstaltete Hetzjagd auf Robben, in der man den bescheidenen Mann als Egomanen denunzierte. Deshalb also schießt Robben keine Tore und der FC Bayern München fällt  hinter den Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund zurück. Das ist eine tolle Idee, auf die man erstmal kommen muss. Und wie gelingt es einem, auf so eine Idee zu kommen? Indem man sich die Haltung zu eigen macht, dass immer die anderen Schuld sind. Ja. An allem Schlechtem, das einem widerfährt. Es kann so leicht sein, Ideen zu haben, wenn man nur etwas verquer denkt.

Aber auch andere habe Ideen. Zum Beispiel die Kameraleute und Regisseure der Sportredaktion der ARD. Bayer Leverkusen gegen Bayern München. Robben hat zwei Länderspieltore gegen England geschossen und allen gezeigt, dass er ein Superstürmer ist. So legt man auch los gegen Leverkusen. Chance auf Chance. Aber das Tor fällt nicht. Mehr und mehr interessieren sich die Fernsehleute auch für das Gesicht von Uli Hoeneß, der zunächst vergnügt und siegesgewiss auf der Tribüne sitzt. Leverkusen befreit sich aus der Umklammerung und kommt selbst zu Chancen. Schließlich, 79. Minute, Münchens Torwart Neuer greift neben den Ball, irrt im Strafraum umher, Derdiyok und Kießling machen aus der unübersichtlichen Lage das 1:0 für Leverkusen. Die Fernsehleute kommen nun auf die Idee, dass das Gesicht von Herrn Hoeneß mindestens ebenso wichtig ist wie das Spiel. Sie zeigen, wie es anschwillt und zum Ballon mutiert. Ich bin hochgradig erregt. Man hat das schon oft bei Hoeneß gesehen, aber es ist immer wieder spektakulär. Der Ballon könnte platzen. Ich mache mir schon lange Sorgen um Uli Hoeneß. Es wäre nur gut, wenn er seinem Zorn, seiner Enttäuschung Luft machen und dort oben auf der Tribüne herumwüten könnte. Aber nein, er sitzt da, frisst alles in sich hinein und schwillt an. Und bald, man muss nicht lange darauf warten, kommen ihm wieder Ideen –  wie etwa die mit der Hetzjagd.