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Bella Bella

Und nun zu „Bella Vita” und „Bella Australia” , einerseits zwei ZDF-Filme mit Andrea Sawatzki, andererseits die einsamen Rufer in der Wüste der öffentlich-rechtlichen Fernsehspiele mit all ihrer Zickigkeit, Zimperlichkeit und Albernheit, wobei es ja immer um Trennungen, vermeintliche Trennungen, Karrieren, Reisen ins Ungewisse oder aber um Trunksucht und andere schwer heilbare Krankheiten geht.

Anscheinend wirkt eine so erotische wie komische und unausrechenbare Schauspielerin wie Andrea Sawatzki auf Drehbuchautoren und Regisseure enorm inspirierend, so dass hier aus der nie ganz vollzogenen Trennungsgeschichte leichte, geistreiche, amüsante Filme wurden, in denen wir uns und unsere Mitstreiter im wahren Leben wiedererkennen. Wie gut, wenn die Prämissen richtig gesetzt sind. Die Sawatzki und ihr Mann, der Manager mit den markanten Falten. Die Sawatzki und ihre strenge pubertierende Tochter. Die Sawatzki und ihre irrationale Abenteuerlust. Die Sawatzki und ihre Schwester/Freundinnen und deren schwierige Männer. Die Sawatzki und der charmante Polizist, dessen Ehe auch krachen gegangen ist. Keine Beziehung ist leicht, keine Beziehung ist seicht, überall lauern selbstgestellte Fallen. Es zeigt sich, dass der untreue ältere Ehemann dramaturgisch ungleich produktiver ist als der gehörnte Ehemann. Dieser scheinbar so kluge und dezent gockelhafte Typ, der die Schwärmerei einer jungen Kollegin für wahre Liebe hält, aber sich von seiner Frau, der Sawatzki eben, auch nicht wirklich lösen kann. Warum eigentlich nicht? Bei etlichen Gelegenheiten stellt sich heraus, dass die vergangene gemeinsame Zeit nicht nur eine Last ist, sondern auch ein Schatz. Sie haben so viele einzigartige Erinnerungen, so viele unvergleichliche Geschichten, über die sie gemeinsam lachen können. Liebe ist nur ein Wort, ja, aber Liebe ist auch eine gemeinsame Geschichte, etwas schier Unzerreißbares. Auch die anderen Paare in diesen Filmen sind unverzichtbar mit den komischen Verhaltensweisen, die sie im Laufe ihre Beziehung ausgeprägt haben, seltsam, skurril, respektabel. Am Ende ist es vielleicht das gemeinsame Bekenntnis der Autorin  Melanie Brügel, der Regisseurin Vivian Naefe und der gut gelaunten Schauspieler, das gemeinsame Bekenntnis zur Ambivalenz, das diese Filme in der trivialen Fernsehlandschaft zu einem Wunder werden ließ. Was warf einst die Beziehungsexpertin Erica Jong in den Raum? „Auch nach dem unvergleichlichen Rhythmus der Ambivalenz lässt sich’s wunderbar tanzen.”

Merken wir uns das.

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