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Unterhosen, Blicke, unauffällige Genies

Privater Jahresrückblick 2023, 4. Quartal B

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Zum Verschenken oder zum Hinsetzen, das ist die Frage © FJK

Die Musik hat das Zeug dazu, den Abend zu versauen. Ich bestelle ein Bier der Marke Baltica. Die Bahn muss lange auf einen Notarzt warten. Ich bin das unauffällige Genie, sagt er. Das hat er als Berufssoldat gelernt. In Deutschland haben auch die Dümmsten die Chance, ganz nach  oben zu kommen. Unsere Autos wurden älter und gebrechlicher, eines hatte Totalschaden, das andere wurde geklaut. Meine neue Uhr sieht aus wie die alte, bloß heiler und neuer. Es war eine lebenslange Freundschaft, von der Nymphe bis zur Matrone. Am meisten sind es Blicke, die sich uns von dieser Ausstellung eingeschärft haben, der vorahnungsvolle Blick eines Jungen mit seinem Kätzchen, der verschlagene Blick eines halbwüchsigen Chauvinsten, aufrührerische, tückische, bange und geradezu apokalyptische Blicke. Die Verlorenheit in einer Welt, die den Leuten nicht wohlgesonnen ist. 

Ich sehe die Klassenbeste mit der Lulle auf dem Balkon, sie hat das Rauchen stark eingeschränkt. Kann sein, dass es gestern an Selbstdisziplin fehlte. Der Beginn des Karnevals ist schon verkündet worden. Wie weit mein Chinesisch reicht: Blatwulst und Lühlei. Boah! Die Alte nervt. Die Junge auch. Die Dicke erst recht. Die Bahn kommt, ein Baby schreit von Karlshorst bis Köpenick. Im Union Zeughaus sage ich, dass sie schwarz flaggen müssten wegen des Endes von Urs Fischer als Trainer, aber sie lassen den Kopf nicht allzu tief hängen. Die Patienten im Warteraum stöhnen und husten mit Inbrunst. Frau Doktor weiß nicht, was das Gute und was das Schlechte ist: rote Zahlen? Schwarze Zahlen? Schwarze Zahlen sind gut, sage ich. Ja. Der Investor schreibt aber rote Zahlen. Neben mir sitzt ’ne schwarz gefärbte Frau mit ’ner Flasche Bier und zieht mich ins Gespräch. Der kaputte Fernsehapparat, die günstige Miete, Umzüge und gute Kumpel, der Kapitalismus und die DDR. Ich sehe zu, dass ich vom Acker komme. Bei Jauch mokiert man sich darüber, dass manche Männer nur einmal in der Woche die Unterhose wechseln. Die Leute gehen an ihren Lebenslügen zugrunde. 

Henry Kissinger ist gestorben. Mit 100. Der Erfinder der Realpolitik (nicht der werteorientierten oder gar feministischen Außenpolitik). Der Tod wird kommen und deine Augen haben … Der Sportredakteur Ahrens hat nicht viel Ahnung vom Fußball. Man sieht es schon daran, dass er oft anderer Meinung ist als ich. Die Frauen wollen unbedingt Parkettfußboden. Und wenn sie ihn haben, legen sie Teppiche drauf. Und die Männer stolpern darüber. Toller Spirit im deutschen Team.  Bekenntniszwang ist immer eine Zumutung. Fahrzeuge und Lebewesen schleichen sich vorsichtig durch den Eiskanal. Der Schlaf kommt nicht zurück. Was war wann mit wem. Manuel Neuer ist so aus der Übung, dass er mindestens vier Mal vergisst zu reklamieren. Der rätselrelevante Buchstabe, den man auch kongenial ergänzen kann. Abends sehen wir einen Film von Ozu. Es geht um Klatschweiber und die Hirngespinste von Kindern. Herausrragend ihre Gesten(alles Jungs). Martina und ihr neuer Freund, der schon wieder ihr Ex ist. Helen Mirren und Donald Sutherland. Es gibt nicht viele, die sowas so spielen können. Leben ohne Arbeit. Arbeit ohne Leben. Tersic sieht aus wie alle Trainer, die demnächst abgelöst werden. Manchmal fragt man sich, wo die alle gelebt haben. Auf dem Mond oder so? In der DDR jedenfalls nicht. Ein paar unstet Beschäftigte mit öligen Klamotten und Trinkergesichtern. Ein Union-Fan, der nicht mehr an Union glaubt. Der fälscht seine eigenen Tagebücher. Die Berliner Zeitung meint: britische Schmonzette. Wenn die wüssten, was man über sie sagt. Timothy Spall. Der alte Mann, der in den Bus steigt und bis ans Ende der Welt fährt. Nie hört man davon, dass die Polizei irgendwelche Täter ermittelt und festsetzt. Taylor Swift und Barbie ziehen die Welt in ihren Bann. Uns hier nicht. Kein bisschen.

Zitate: Cesare Pavese. Wolfgang Schulz

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