Wenn man sich schon mal an einen Traum erinnern kann

Alles kam mir dubios vor, aber kann es anders sein, im Traum? © FJK

In dem Traum, an den ich mich noch erinnern kann, fiel mir ein Ticket für’s Deutsche Theater in die Hände, Reihe 20, Sitz Nummer 8, Kabale und Liebe. Ich wusste nicht warum, aber ich musste dahin. Ich landete auf dem Platz vorm Berliner Ensemble, ging an Brecht vorbei und traf Uwe Rädtke und noch einen Schüler unserer John-Brinckman-Schule in Güstrow, dessen Name mir nicht einfiel. Und was: Deutsches Theater? Kabale und Liebe? Was soll das denn! Sie hatten was Besseres vor, komm mit uns. Ein tolles Event. Geht nicht. Ich kann nicht. Ich war auch nicht überzeugt, dass es wirklich etwas Besseres war, was sie vorhatten. Das Deutsche Theater war gründlich verändert, ein Rundbau, eher ein Zirkus als ein Theater. Ich war ohne Orientierung; vor allem waren die Toiletten unauffindbar, aber ich musste rein und hatte größte Mühe, meinen Platz zu finden, Reihe 20, Sitz Nummer 8, das hatte sich eingeschärft. Das war schließlich eine Sitzgruppe mit Tisch vorne an der Spielfläche, rätselhaft, wie das Reihe 20 sein konnte, und mein Platz war mit ein paar Utensilien belegt. Oh, sagten die Tischnachbarn, das wird Kitty gar nicht freuen, aber sie machten den Platz frei. Ich setzte mich und konnte weder einen Hofmarschall von Kalb oder einen Sekretär Wurm noch einen Ferdinand oder eine Luise Miller sehen, weil sich vor meiner Nase ein gorillaartiger Fotograf zu schaffen machte ohne Rücksich auf meine Sicht. Da hatte es Kitty besser getroffen. Und plötzlich war ich da, wo es meine Schulkameraden hingezogen hatte; das war ein scheunenartiges Bordell. In dem riesigen staubigen Saal stand hier und da ein Bett, in dem eine Frau lag, für die sich niemand interessierte. Von Uwe Rädtke und dem anderen Schüler kein Spur. Vielleicht versteckten sie sich unter irgendeiner Bettdecke. Zum Glück endete mein Traum in diesem Raum.