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Posts Tagged ‘Ivo Pietzcker’

Jack Löwenherz

Jack im Kino in den Hackeschen Höfen

Jack im Kino in den Hackeschen Höfen

Die Mütter hierzulande nennen ihre Söhne Jack, Manuel oder Danilo. Die Väter sind unsichtbar, unbekannt oder tot. Die Stadt ist Berlin. Jack ist zehn. Auch wenn seine Mutter, Sanna, ihn und seinen Bruder Manuel liebt, muss Jack erstmal ins Kinderheim. Da stößt er auf den älteren Danilo, der ihn verkloppt, fast ertränkt, aber erst, als Danilo das geborgte Fernglas ins Wasser wirft, packt Jack die Wut, wie es ihm in seltenen Momenten geschieht, er zieht dem Brutalo eines mit dem Knüppel über und flieht. Er holt den kleinen Manuel ab, den die Mutter bei einer überforderten Freundin geparkt hat und geht nach Hause. Die Tür ist verschlossen. Immer wieder sehen wir Jack, wie er Botschaften an seine Mutter schreibt und in eine Schachtel legt, immer wieder sehen wir ihn, wie er nach Gegenbotschaften der Mutter sucht, vergeblich. Drei Tage und drei Nächte irren die tapferen Brüder durch die wenig nachbarschaftliche Stadt. Tiefgaragen, Technikmärkte, Dönerbuden, Seen, Parks, inoffizielle Clubs, Fußgängerzonen, Autoverleihhäuser. Manuel hat die Gabe des Schlafs. Er kann vor der Wohnungstür, auf der Parkbank, im stillgelegten Auto schlafen und alles vergessen. Wenn sie weiterziehen müssen, trottet er neben seinem Bruder her, erschöpft, wie Weißbier mit Spucke, aber er bleibt nicht stehen. Irgendwann sehen sie Licht am Fenster. Sanna ist wieder da. Sie hat jemanden kennengelernt. Dieses Mal ist es was Ernstes. Er hält mir sogar die Türen auf. Ich habe euch so vermisst. Was habt ihr die ganze Zeit gemacht?

Sie ist völlig ahnungslos, dass ihre Söhne durch die Hölle gegangen sind; ihr ging es doch gut mit ihrem neuen Lover. Das ist der Moment, wo Jack, ohne ein Wort des Vorwurfs, begreift, dass seine Mutter für ihre Söhne nicht sorgen kann. Sie ist lebenslustig und liebeshungrig, sie sagt, wir machen uns einen schönen Tag, willst du einen Kakao, es gibt Büchsen- und Tütenfraß; sie würde alles für ihre Söhne tun, aber eben nur, wenn sie anwesend ist.

Der Film heißt wie der Junge, „Jack”, Edward Berger und Nele Mueller-Stöfen haben ihn gemacht, Ivo Pietzcker ist Jack, und wenn der Film eine Botschaft hat, dann ist es vielleicht diese: Misstraue Leuten, die auf der Jagd nach dem Glück sind.